Eindrücke von unserem Tag

Kurz nach Aufbruch in Edirne – 5 Uhr – Stromausfall in der ganzen Stadt. Dunkler könnte es nicht mehr sein. Wir suchen unsere Stirnlampen, ziehen die Leuchtwesten an. Zum Glück dauert der Unterbruch nicht lange. Die Gehsteige in den Städten sind tückisch.

Wir laufen auf der D 100. Die Strassen in der Türkei sind breiter, sogar doppelspurig, und wir glauben es kaum – mit Pannenstreifen. Das nennen wir echte Pilgerwege. Und es kommt noch besser: der ganze Verkehr wird wegen Sanierungsarbeiten auf eine Seite gelenkt. Wir haben eine ganze doppelspurige Seite für uns. Was die Türken nicht alles für uns tun!

Seit der türkischen Grenze enthält das GPS von Franz auch die Route von Wolfgang und Brigitte, die vor zwei Jahren nach Jerusalem gepilgert sind. Gerade in diesen Tagen bis Istanbul laufen wir dieselbe Route wie sie. Heute haben wir an den gleichen Tankstellen Pause gemacht wie sie damals. Das sehen wir nun eben auf dem GPS. Eine schöne Verbindung – unsere Grüsse Wolfgang und Brigitte.

Die Türken hupen und winken uns fast andauernd aus ihren Autos. Wir sind wie eine Attraktion, wenn wir zu viert mit Rucksack und Stöcken daher kommen. Die Autobusse, die regelmässig hin und her fahren zwischen den Ortschaften, hupen auch, verlangsamen, warten, ob wir einsteigen wollen. Ein Busfahrer stoppte gar sein Gefährt, fuhr rückwärts, um uns aufzuladen.

Ein trauriger Anblick bieten die meisten Sonnenblumenfelder. Sie sind braun versengt und können nicht geerntet werden. Irgend etwas ist schief gegangen. Wir haben noch nicht herausgefunden, was.

Mitten in diesen Feldern, in der Nähe einer Baustelle, rennt ein junger Mann über die Strassen auf uns zu. Es ist Enver. Ich bin Berliner, sagt er stolz. Ein Türke, in Berlin aufgewachsen, Studium absolviert, Firma gegründet, für ein paar Monate hier, schätzt uns als Deutsche ein. Er lädt uns zum Tee ein und ein interessantes Gespräch über seine Einschätzung zu Türkei und EU entsteht. Er gibt uns seine Telefonnummer. Tag und Nacht dürften wir ihn anrufen, falls wir Probleme hätten.

An der letzten Tankstelle vor Havsa fahren 4 Jeeps vor, zwei davon mit CH-Nummernschild. Auch hier kommen wir ins Gespräch und können sogar unser bulgarisches Geld in CH-Franken umtauschen.

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3 Kommentare zu Eindrücke von unserem Tag

  1. LausA sagt:

    Mein Eindruck vom Tageseintrag von Christian über den Mond: Er hat mich daran erinnert, dass derselbe Mond euch und uns des Nachts leuchtet und dieselbe Sonne uns alle des Tages wärmt und Licht schenkt – eine schöne Verbindung. Ich „unserer“ Sonne grad einen Gruss für euch mitgegeben.

  2. Wolfgang und Brigitte sagt:

    Merhaba, ihr lieben Pilger,
    danke für eure Grüße im Blog! Von euch Ortsnamen zu lesen, Bilder zu sehen und die vielfältigen Erfahrungen zu hören – Tag für Tag von diesem Wegabschnitt – das lässt vieles von unserem Weg noch einmal ganz lebendig werden. Das ist wunderbar. Auch dafür danke!
    Die Geschichte vom „Waschen auf Türkisch“ können wir uns so plastisch vorstellen, dass wir nach dem „Duftspray-Ende“ jetzt mit Schmunzeln und dem Duft in der Nase zu Bett gehen können 🙂 !!!
    Wir freuen uns, dass es euch gut geht und das Zwischenziel Istanbul schon in greifbarer Nähe liegt. Kommt gut dort an!
    Mit guten Gedanken und Segenswünschen
    Wolfgang und Brigitte

    • Hildegard Aepli sagt:

      Unsre lieben, wir sind soeben in lüleburgaz (hoffentlich richtig geschrieben) an- und in eurem hotel sücürüz untergekommen. Markantester unterschied: es ist unentwegt 36 grad warm. Herzlicher gruss hildegard und co.