Sozial- und Jugendzentrum „Sveti Konstantin“

Nach der Besichtigung des historischen Stadtzentrums von Sofia mit sefardischer Synagoge und Mosche, den alten römischen Kirchen St. Sofia und St. Georg aus dem 4. Jh. und der Alexander Nevski Gedenkkirche ging ich zum Concordia-Sozialzentrum, das meine Mitbrüder aus Österreich hier aufgebaut haben. Concordia-Kinderheim der Jesuiten in SofiaP. Georg Sporshill SJ hatte schon in Bukarest damit begonnen, Kinder von der Strasse zu holen. 2008 startete ein ähnliches Projekt hier in Sofia, das P. Markus Inama SJ, auch aus Vorarlberg, nun leitet. Er war zwar heute nicht anwesend, doch seine Mitarbeiterin Magdalena und ihr Team haben mich herzlich empfangen. Sie führten mich durch das Haus, in dem eine Notschlafstelle für Jugendliche untergebracht ist, Kinder und Jugendliche aufgenommen werden. Sie lernen im Haus unter professioneller pädagogischer Leitung und unter Begleitung durch Sozialarbeiter, einen geordneten Tagesrhythmus aufzubauen, in der Hausgemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und dann langsam in eine Ausbildung oder Arbeit hineinzuwachsen. Der interne Laden, die Küche oder der Friseur-Salon, die Videothek etc. sind Möglichkeiten, das Leben im Haus mit 80 anderen jungen Menschen zusammen zu gestalten. Für die fast 20 jungen Leute, die hier beruflich, als Freiwillige oder Zivildienstleistnde arbeiten, ist so ein Haus eine grosse Herausforderung. Doch ich bewundere ihr Engagement und ihren Einsatz. Als sie mich auch in die Kapelle des Hauses führen, sehe ich an der Wand die Fotos all jener Jugendlichen, die im Haus waren und verstorben sind, an Drogen, an AIDS oder sonst an Folgen ihres Lebens am Rande einer Milionenstadt. Ich werde sie und die im Haus leben und arbeiten in den kommenden Pilgertagen besonders in mein Herz nehmen.
( www.concordia.or.at )

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6 Kommentare zu Sozial- und Jugendzentrum „Sveti Konstantin“

  1. Charlotte Summermatter Schmid sagt:

    Das Projekt Concordia-Sozialzentrum ist ungefähr vor einem halben Jahr im Fernsehen vorgestellt worden. Dieser Einsatz für die Kinder hat mich damals sehr beeindruckt. Ich begleite nun diese Projekt in meinem Alltag bis nach Jerusalem. An Weihnachten vernetze ich Concordia- Sozialzentrum mit dem Kinderspital Bethlehem. Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit nach der Pilgerzeit in Bad Schönbrunn an Concordia-Sozialzentrum und Kinderspital Bethlehem dran zu bleiben. Charlotte

    • Christian Rutishauser sagt:

      Liebe Charlotte, ja das Kinderspital in Bethlehem und die Strassenkinder von Sofia dürfen wirklich nicht gleich wieder vergessen werden. Gruß Christian

  2. Karsten Gerber sagt:

    Lieber Christian,
    das von Dir geschilderte Projekt Deiner Mitbrüder in Sofia hat mich sehr berührt und beeindruckt. Es ist schön, dass sich der Jesuitenorden auch um die ausgestoßenen Straßenkinder in Sofia kümmert. Traurig fand ich die Wand mit den schon verstorbenen Jugendlichen. Bisher wähnte ich den Jesuitenorden eher in der Bildung und an Eliteschulen im Südschwarzwald bei Basel. Auch mit solche Projekten kann man nicht die Welt retten. Aber das Engagement Deiner Mitbrüder vor Ort ist aus der Perspektive dieser Kinder und Jugendlichen natürlich unendlich viel wert.
    Viele Grüße
    Karsten

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Karsten, der Jesuitenorden hat neben der Bildung das soziale Engagement gleichwertig auf der Prioritätenliste. Der Jesuit Refugee Service z. B. gehört da weltweit zu den Hauptinitiativen. All diese Arbeit wirkt letztlich vor allem langzeitig und ist von der alten Überzeugung getragen: „Wer ein einziges Leben rettet, ist wie einer, der die ganze Menschheit rettet.“ (Talmud) Mit einem lieben Gruss, Christian

  3. Alex Bauert sagt:

    Lieber Christian

    Es ist erfreulich, Eure Lust am pilgern mit zu verfolgen. Diese enorme Freiheit des Weges: Jeden Morgen _alles_ einpacken und losziehen auf neuen Wegen ohne zu wissen, wie diese Wege aussehen werden, wo es was zu essen gibt, ohne Wissen, wo geschlafen wird und neuen, meist einmaligen Begegnungen. Die Intimssphäre ist der Raum nach innen, manchmal der Abstand zu den anderen Eurer Gruppe. Es gibt keine «eigenen Orte» im äusseren Raum, die einem gehören. Man ist immer zu Gast – draussen in der Natur und drinnen in «Gast»häusern. Ein loslassendes, nicht-fassendes Reisen durch die Landschaften, Länder, Ortschaften.
    Ich bin ende Juli nochmals auf den Jakobsweg gestartet, diesmal mit dem Velo. Quasi Highspeedspirituellerjakobsvelowegtour;-) Gerade als ich den Rhythmus und die Kondition wieder hatte, bin ich dumm gefallen mit Velo und ein Stein küsste meine Rippen. So bin ich nach nur 9 Tagen mit einem Mietauto zurück. Immerhin durfte ich wieder diese «freie Pilgerluft» atmen und freue mich auf den nächsten Anlauf mit neuen Begegnungen und herzliche Wiedersehen bei Leuten, die PilgerInnen aufnehmen.

    Möge Gott, mögen die Götter und Göttinnen mit Euch sein!
    Herzlich
    Alex

    • Christian Rutishauser sagt:

      Lieber Alex,
      Du warst auch wieder unterwegs! Ja, die Freiheit des Gehens, allein mit Rucksack und GPS ausgerüstet, ist einmalig. Wie jede Freiheit, ist auch sie zuweilen anstrengend. „Difficile Liberté“, nennt sie Lévinas. Doch die Freiheit erzeugt Glück, weil der Tag gestaltet werden kann. Ich hoffe, Du bist bald wieder ganz gesund. Ich freue mich, wenn wir nach meiner Rückkehr über das Unterwegssein Philosophieren können.
      Mit einem lieben Gruss, Christian