gerade eben in Sofia aus dem Bett gekrochen

Ja, ihr habt recht gelesen, es ist Nachmittag halb 5 und ich bin tatsächlich gerade frisch aus dem Bett. Obwohl wir „nur“ 13 km gelaufen sind, war es für mich unheimlich anstrengend. Die ganze Zeit der stark befahrenen drei bis vier spurigen Strasse entlang, schnurrgerade hinein nach Sofia. Es war laut und trist und dazu kamen auch noch vereinzelte Begegnungen mit Menschen, die schnell über die Stasse sprangen, die nicht grüssten, in deren Gesichter keine Freude strahlte (also bei uns war es ja nicht besser) und dann auch noch das erste Mal Menschen, die in Holzverschlägen so quasi auf dem Müll lebten, an einem mega dreckigen Flüsschen, zwei Pferde, die aus der Kerichtkontainer was rauszupften zum Fressen, Zigeuner, die am offenen Feuer sassen, zwischen Abfall, Teppichen und Gestank.
Ich war ziemlich aufgelöst und aufgewühlt.

Und dann ging es weiter im Eiltempo (also für mich) in der Stadt zum Bischof, ganz dem Gramin vertrauend, dass das uns zum richtigen Haus führt. Das tat es! Wir kommen an, sehen von weitem die vatikanischen Farben, treten in den Garten und werden sofort empfangen. An der Türe steht ein grauhaariger Mann, der uns anlächelt und sagt, dass wir erwartet werden – wie schön! Es ist wie heimkommen. Viel Wohlwollen kommt uns entgegen, nur Wasser gäbe es heute keins, wir sollen einfach raufgehen. Alles geht ganz schnell. Wir stehen zu zweit im Lift und ich frage: war das der Bischof? Franz: Klar, hast du den Ring nicht gesehen?
Oben angekommen heisst uns ein weiterer freundlicher Mann, P. Petko Valov, in englisch und italienisch willkommen, zeigt uns die Zimmer und meint: „Sobald ihr bereit seid, gibt es Mittagessen.“
Damit habe ich nicht gerechnet, aber es ist so. In diesem Haus hat man auf uns gewartet. Ich sitze beim Tisch und vor lauter Freundlichkeit kommen mir grad die Tränen, immer wieder muss ich mich zusammen reissen, damit ich nicht gleich losheule. Irgendwie komisch zu beschreiben. Jä nu, so ist das mit jenen, die nahe am Wasser gebaut haben.

Und nach dem Essen werden wir in die bischöfliche Wohnung zum Kaffee eingeladen und erfahren ein bisschen was über die Stadt und das Leben. Wir schauen uns Fotos von Gästen und der Bischofsweihe an und Bischof Christo Proykov scheint alle Zeit für uns zu haben. Wir sind wirklich seine Gäste – HERZLICHEN DANK!
Und jetzt hole ich Hildi, die türkisch lernt, damit wir vor dem Gottesdienst noch ein bisschen was von der Stadt sehen…

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2 Kommentare zu gerade eben in Sofia aus dem Bett gekrochen

  1. Annelise und Leo Rüthemann sagt:

    Liebe Esther, schön deine interressanten Geschichten zu lesen.
    Peter?s sind gut in Brasilien angekommen, das freut uns.
    Wir wünschen weiterhin gutes Pilgern.
    Sei umarmt von Mame und Papa

    • Esther Ruethemann sagt:

      So, dann ist nun auch das dritte Kind im Ausland 🙂
      Aber heute hatte zumindestens Kili Besuch aus der Schweiz, Franziska hat ihn besucht in Berlin.
      Herzlichst aus Sofia, eine Reise wert 😉 E