Gestern hiess es auf der langen geraden Strasse durch die Vororte von Niš ins Stadtzentrum zu gehen. Auf einmal entziffert mein Blick auf einer Tafel die kyrillischen Buchstaben „Konzentrationslager“. Ganz erstaunt sehe ich mich genauer um und bemerke, dass ich vor einem ehemaligen Nazi-Konzentrationlager stehe. Ich gehe auf die Mauer zu, schreite zögerlich durch das Tor und sehe dieses im ursprünglichen Zustand belassene Gelände. Im Haus der einstigen Wache, immer noch mit Hakenkreuz versehen, ist heute die Billetkasse für den Eintritt, denn das Hauptgebäude ist in ein Museum umgewandelt worden. Alles ist hier veraltet und nicht nach moderner Museumspädagogik hergerichtet. Zum Glück, denn so ist noch ein recht ursprünglicher Eindruck zu gewinnen. 30’000 Juden, Roma, Kommunisten und Partisanen waren hier zwischen 1941 und 1945 interniert. Fast die Hälfte wurde ermordet und die andern von hier in weitere Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Beim Besuch kommen mir jiddische Lieder und Sehnsuchtsmelodien der zionistischen Bewegung ins Ohr, die mit dieser Vernichtung zum Schweigen gebracht wurden. Ich dachte auch an all die Romas, denen wir in Kroatien und Serbien begegnet sind. In Jerusalem angekommen, werden wir auch Yad Vaschem besuchen und uns diese abgründige Seite europäischer Geschichte tiefer anschauen. Dieses Konzentrationslager zu sehen und die Geschichte nachklingen zu lassen, fügt meinem Pilgern eine besondere Sinndimension hinzu. Wir sind ja unterwegs nach Zion, da darf diese Seite nicht ausgeblendet werden.
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Meta
Liebe Pilger,
ich möchte mich (als Deutsche) besonders mit dieser Dimension eures Pilgerns verbinden: möge euer Pilgerweg ein Beitrag zur Heilung der alten Wunden und zur Versöhnung sein. In diesem Anliegen und überhaupt bin ich euch nach wie vor verbunden.