55. Tag: Ruhetag in Belgrad, einer Nahtstelle

Heute gibt es keine Strecke. Stattdessen ein paar Überlegungen zur Gegend um Belgrad.

Die Mündung der Save in die Donau im heutigen Belgrad ist ein Kristallisationspunkt, auf dem das westliche und das östliche Europa aufeinandertreffen: Nur wenige Kilometer westlich von hier mündet die Drina in die Save, die von Kaiser Diokletian bei seiner Reform des Römischen Imperiums Ende des 4. Jh.s als Grenze zwischen Ost- und Westteil bestimmt worden ist. Das heutige Sremska Mitrovica, zwischen den beiden Mündungen gelegen, war eine beliebte Residenz römischer Kaiser.

Nach der Völkerwanderungszeit stiessen die Franken aus dem Westen bis in dieses Gebiet vor, im Hochmittelalter war es umkämpft zwischen Slawen, den Bulgaren, Serben, Byzantinern und Ungarn.

Kathedrale des hl. Sava in Belgrad

Gedächtniskirche zu Ehren des hl. Sava in Belgrad

Zunächst war Stefan Anfang des 13. Jh.s zum König der Serben eingesetzt worden, während er nach der Versöhnung mit seinen Brüdern sich nochmals und definitiv von seinem Bruder Sava, dem ersten serbisch-orthodoxen Erzbischof, im Jahre 1221 nach byzantinischem Ritus zum König krönen liess. In dieser Zeit der fatalen Kreuzzüge erhielt die serbisch-orthodoxe Kirche ihre Selbstständigkeit.

Nachdem sich im 15. und 16. Jh. Serbien vergeblich gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches zur Wehr gesetzt hatte und schliesslich besiegt worden war, wurde die Save und weiters die Donau im 18. Jh. als Grenze zwischen der Habsburger Monarchie und dem Osmanenreich festgelegt.

So ist diese Grenze um Drina, Save und Donau Schauplatz der Spannungen zwischen den Interessen von Ost- und Westeuropa gewesen.

So liegt – so kann man es auch sehen – Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina bis heute im kräftig und angespannt schlagenden Herzen Europas, an einer Nahtstelle, an der Kulturen und Völker, Konfessionen und Religionen aufeinandertreffen und sich bekriegen oder befruchten können.

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Ein Kommentar zu 55. Tag: Ruhetag in Belgrad, einer Nahtstelle

  1. Rita sagt:

    Wann im Leben hast du …

    Liebes Pilgerteam

    Mit grösster Anteilnahme begleite ich euch auf eurem Pilgerweg dank eurer täglichen Berichte und den Routenbeschreibungen. Eine Sonnenseite meines „Arbeitslosen-Lebens“ ist es, dass ich jeden Tag am Morgen und am Abend alles lese, was an Berichten und Antworten im Blog neu hinzugekommen ist.

    Seit zwei Tagen ist meine Nichte Iris bei mir und gestern kam Beate zu uns zu Besuch, so dass Iris viel über das Pilgern nach Jerusalem erfahren und sogar in folgender Weise Anteil nehmen konnte:

    Mehrmals hat sie nach unserem feinen Grillznacht festgestellt, dass sie heute definitiv nichts mehr essen könne, so viel zu viel hätte sie schon gegessen. Aber plötzlich fragte sie mich, ob ich eine Banane hätte. Und Schokolade hatte ich auch und sie konnte nicht widerstehen, das Bananen-Schokolade-Schiffchen zuzubereiten, in der heissen Glut zu braten und dann in vollen Zügen zu geniessen.

    Und jetzt noch zur Postkarten-Aufgabe:

    1. Wann in deinem Leben hast du ein Radiesli gesät und gesehen, wie es wuchs und wuchs und wuchs und es war so gross wie eine Rande als die Wachstumsgrenze erreicht war und erst dann kamen die Schnecken, um sich daran zu laben. Dann habe ich es aber ausgerissen und jetzt ich bin gespannt, ob dieser Riesen-Radies auch für Menschen ein Genuss ist.

    2. Wann in deinem Leben hast du einen Jesuiten gesehen, der wie ein Terrorist aussieht? Nach der Entlarvung des Mali Diktator tönt die Begründung, dass Christians weggekommene Sonnenkäppchen zu dieser ungewöhnlichen Kopfbedeckung geführt hätte, eher nach Ablenkungsmanöver. Vielmehr scheint evident zu werden, dass dies Auswirkungen der Tatsache sein könnten, dass Mali Diktator unter euch ist und wir gespannt sein können, wohin diese psychologische Geschichte noch führt. Vielleicht oder ziemlich sicher ja auch nach Jerusalem…

    Ich wünsche Euch weiterhin Gottes Segen auf Euren auf allen Ebenen spannenden Wegen!

    Meine Adresse lautet:

    Rita Weibel
    Burgfeldstrasse 15
    3400 Burgdorf

    Ich bin gespannt, aus welchem Ort mir eure Postkarte zufliegen wird. Schon jetzt herzlichen Dank! Ich freue mich sehr!

    Liebe Grüsse
    Rita, die Patronin der Wursthersteller

    PS. Die Photo vom Riesen-Radies schicke ich Euch per Mail