In diesen Wochen wurde hier in Slowenien und Kroatien des Kriegsbeginns vor 20 Jahren gedacht. Am letzten Montag jährte sich das Massaker von Sebrenica zum 16. Mal. Auch auf unserem Weg in diesem östlichen Zipfel von Kroatien kurz vor der serbischen Grenze sind noch Kriegsspuren sichtbar, Einschüsse z. B. am Haus der Jesuiten, wo wir in Osjiek unseren Ruhetag verbrachten. Zudem wurden wir von mehreren Personen darauf hingewiesen, dass wir die Feldwege nicht verlassen dürfen, da es noch Minen gebe. Unser Weg heute führte auch durch das Dorf Ćelije, das am 7. Juni 1991, kurz nach Kriegsausbruch vollständig zerstört wurde. Am Eingang des neu aufgebauten Dorfs, an dessen Hauptstrasse junge Bäume gepflanzt sind, sind Erinnerungstafeln, ein staatlicher Gedenkstein und ein Kreuz angebracht, die die Kriegsgeschichte bezeugen. In den kurzen Gesprächen am Wegrand erfahren wir nicht viel davon. Doch Franz, Hildegard und Esther konnten gestern mit Hermine und ihrem Mann Goran, einem ehemaligen kroatischen Soldaten, der in serbische Kriegsgefangenschaft geriet und durch die Hilfe des Roten Kreuzes befreit wurde, sprechen. Am Abend erreichen wir Vukovar und finden im Franziskanerkloster, unmittelbar an der Donau gelegen, Aufnahme. Es wurde im Krieg zerstört und nach 1997 wieder aufgebaut. Im Kloster wird uns auch ein Dokumentarfilm über die Belagerung und Zerstörung der Stadt im Sommer 1991 gezeigt. Danach sitzen wir im Freien und sind mit dem Franziskaner hier im Gespräch. So können wir die tieferen Spuren des Krieges erahnen und erhalten die Gewissheit, dass es sich lohnt für den Frieden zu pilgern. Pilgern setzt eine Sensibilität und Aufmerksamkeit frei, die menschlich macht.
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Meta
Hallo Christian,
passt gut auf Euch wegen der Minen! Ich hätte schon Angst auf Feldwegen zu gehen. Wirklich sicher ist es wohl wie im Bürgerkrieg nur auf Asphalt. Mein Gott, 20 Jahre, so lange ist das schon her. Wie erlebt Ihr die Bevölkerung in Ex-Jugoslawien? Die Wunden in den Seelen heilen ja nicht so schnell. Gibt es noch viele Zerstörungen?
Alles Gute Euch.
Viele Grüße
Karsten
Lieber Karsten, wir erleben eine grosse Hilfsbereitschft. Immer wieder Leute, die Deutsch sprechen, da sie mal in Deutschland oder der Schweiz gearbeitet haben. Die Arbeitslosigkeit drückt und die Zukunft ist für viele unsicher. Mit liebem Gruss, Christian
Drita lernt bei mir Deutsch. Vor ein paar Wochen sind wir in der Deutschstunde auf den Krieg in Ex-Jugoslavien zu sprechen gekommen. Sie hat ihn hautnah miterlebt. Die Angst, die Ungewissheit, die Zerstörung, die Gewalt. Ihr Vater wurde verschleppt und war lange Zeit im Gefängnis. Heute ist er ein gebrochener Mann. Er hat keine Lebenskraft, keine Lebensfreude mehr. Drita musste weinen – und mir wurde bewusst, wie tief die Wunden des Krieges sind. Ich erzählte Drita von euch, dass ihr durch das Kriegsgebiet pilgert für den Frieden – für ihren Vater.
Danke, dass ihr das tut, für Dritas Vater, für alle Kriegsbetroffenen, auf welcher Seite sie auch immer standen.
Seid umarmt, seid behütet. Barbara
Liebe Barbara, ea ist ein dankbarer und schöner Dienst, den wir hier um der Verständigung willen machen dürfen. Sprache lehren, wie Du es tust, gehört auch dazu. bald beginnen die grossen Exerzitien. alles Gute und Segen, Christian
Liebe Hildegard und Mit-Pilger
Vor genau 20 Jahren „pilgerte“ ich im Flugzeug über das damalige Yugoslawien auf eine griechische Insel. Das Thema der Wochen auf Ikaria: „Trauerarbeit und Sterbebegleitung“. Tief betroffen sah ich unter uns Feuer und Verwüstung und die Wochen bekamen einen tiefen Sinn. Nun erlebt ihr die Spuren des Krieges hautnah, dort wo ich im Zug vor 30 Jahren durchgefahren bin und die unglaubliche Gastfreundlichkeit erlebte.
Mit meinen Gedanken bin ich mit euch und wünsche mir, dass ihr mit eurem Wandern Spuren hinterlässt, die dem Land helfen werden, heil zu werden.
Liebe Grüsse
Suzanne
Liebe Hildi, Esther, Franz und Christian
Beim Lesen dieser Zeilen bin ich in Gedanken bei Euch in bei den Menschen, die wir vor allem in BiH und in Kroatien kennenleren durften. Die Bilder von damals sind immer noch sehr präsent und Vukovar ist mir ein Begriff, weil wir damals über mehrere Monate intensive Kontakte hatten mit Menschen aus dieser Stadt. Sie waren in den Kriegswirren nach Zagreb geflohen.
Herzliche Grüsse aus St. Gallen, reist gut weiter – ich verfolge Eure Berichte sehr regelmässig.
Sabine
PS: Und – ja, passt bitte auf wegen der Minen! Nicht nur in der Gegend von Vukovar.
Liebe Sabine, ja auch mir ist die zeit aufgestiegen, in der du dich sehr engagiert und innerlich mitbeteiligt hattest am kriegsschicksal vieler menschen in ex-yugoslawien. Danke für dein mit-uns-gehen. Herzlich hildi