Der Weg geht heute den ganzen Tag der Gail entlang. Wunderschön der kühle und klare Morgen. Wir feiern die Sonntagseucharistie im Schatten von zwei Bäumen auf dem Flussdamm; ein Rucksack dient als Altar, ein Triptichonteil als Altartuch und darauf Brot und Wein. So einfach die Zeichen, so sprechend ihr Sinn. Am Nachmittag, wo wir vom Gepäck entlastet sind, weil es Karl schon ans Etappenziel fährt, geniessen wir das Gehen bei blauem Himmel und angenehm warmen Sonnenschein. Die Pause am Wasser weckt in uns das Kind: Esther schreibt mit Steinen in den Sand und ich baue eine kleine Steininsel im Wasser. Zufriedene Sonntag Nachmittag Stimmung. Als wir am Abend ankommen und uns in den ziemlich vernachlässigten Zimmern niederlassen, die uns Karl am Mittag reserviert hatte, machen wir uns frisch und gehen in die einzige Wirtschaft im Dorf. Da gibt es jedoch kein Essen, und die Wirtin bietet uns an, uns mit dem Auto ins nächste Dorf zu fahren. Im Auto kommen wir ins Gespräch. Sie findet Gefallen an uns. Da wir sagen, wir wären auch mit ganz einfachem Essen zufrieden, macht sie rechtsumkehrt und wir fahren in ihr Lokal zurück: Sie muss Brot auftauen, bringt Käse und Wurst und macht uns einen Toast. Dass wir bis nach Jerusalem zu Fuss gehen, kann sie kaum verstehen. Doch sie will eine Postkarte von uns, wenn wir da sind.
Pilgerpsalm I
Wasser durchschneiden die Felsen
Graben sich ein und schaffen das Tal
Sie ebnen den Weg, lenken den Schritt
Euch zu folgen, führt in die Ferne
Frische beschwingt das Gehen
Auch die Bäume winken im Wind
Holz treibt schneller als Schreiten
Euer Fliessen bringt Leben und Kraft
Wir gehen Euch nach, wohin?
Alle Wasser fliessen ins Meer
Der Erde Mittelpunkt zu, hinab hinab
Wie er, von Dan in den Tod
Empor, empor! Stadt auf dem Berge
Gravitation von Oben uns zieh
Leben ist dort, wo Throne stehn
Tauwasser nur, und das Lamm gibt Licht
Lieber Christian, liebe Mitpilgernde
Morgen Montag trete ich um 07.00 ins Salemspital ein um mein Fuss- und Beinwerk für die letzte Etappe tauglich richten zu lassen (angemeldet habe ich mich zwar aus Vorsicht noch nicht…) Am lnken Fuss wird die Achillessehne verlängert, die grosse Zehe abgetrennt und wieder neu verschraubt, der Hallux zurückgeschnitten und die zweite Zehe mit einem Draht in Position gebracht, sowie das sich unangenehm breit gemachte Polster zwischen den Zehenballen weggeschnitten…
Am rechten Bein werden gleichzeitig „bloss“ die Krampfadern rausoperiert.
Im Moment geht’s mir recht gut, und Zuversicht ist angesagt.
Ich weiss aber, dass ich morgen ins Schwitzen komme und euch gerne bitten möchte, unterwegs für mich, und vor allem für die Chirurgen zu beten.
In lieber Verbundenheit, Esther
Liebe Esther
Das tönt nach einem größeren Eingriff. Dir Kraft und Mut und Segen in den Spitaltagen. wir nehmen Dich morgen besonders ins Gebet.
Christian
Liebe Esther
Wir haben dich natürlich am heutigen d@nkstellgottesdienst sehr vermisst.
Aber unter dem «Regenbogen» bleiben wir mit dir, euch verbunden!
Für uns war es samt «Teilete» wieder erneut eine tiefe, anhaltende Bereicherung, bei der wir immer wieder «auftanken» dürfen.
Vielleicht gerade darum, weil es ein «etwas anderer» Gottesdienst ist?
Vielen Dank all denen die mithelfen, dass er gelingt!
Das Nachlesen eurer Erlebnisse, die Beschreibung der Route, all eure Gedanken, Gedichte sind bei mir zum abendlichen Ritual geworden.
Ich wünsche dir und deinen 3 Mitpilgern weiterhin bereichernde Begegnungen und viel «Gfreuts».
«Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.» (Guy de Maupassant).
Ganz herzliche Grüsse aus Siebnen an alle Rosangela und Köbi Schmuki
Hallo ihr Lieben,
So schön, dass ihr uns begleitet und euch freut. Ja, gestern war ich ein wenig wehmütig…
Hebers guet Esther
lb Christian und die mitpilgernden,
wenn ihr nicht werdet wie die kinder- siehe 26.6.!
danke für alle teilete. ich schicke euch des öftern einfach den aron’s segen mit:
der herr segne und behüte dich
der herr lasse sein angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
der herr wende sein angesicht dir zu und schenke dir heil. (num. 6,24-26)
ursula,kleine sr jesu
Liebe Ursula, Hab‘ Dank für den Segen, denn so leuchtet uns sein Angesicht! In Verbundenheit, Christian
Gestern, im Opernhaus in Zürich, bei der wunderschönen Ouvertüre des Parsifal musste ich an euch denken. Ist ein Pilger nicht auch ein Gralssucher, ging es mir durch den Sinn? … und dann die spannende Aussage Parsifals …:“ Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit,“ Und Gurnemanz Antwort: „Du siehst mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit.“
Danke dafür, dass ihr uns mit auf den Weg nehmet
und ganz liebe Grüsse
Eveline Wettstein
Liebe Eveline, genau, Jerusalem ist wie der Gral! Schritt um Schritt dürfen wir ihm nähern. Mit einem ganz herzlichen Gruss, Christian
Wie gut, das Teilen von dem Brot und dem Wein und dem Wasser mit den Texten , sei es in Gedichtformen oder Prosa. Danke.
Weiterhin den vier Jerusalempilger ein gutes Gehen.
Charlotte