Allerheiligen 2010

Gestern wurden an die hundert Christen während des Gottesdienstes zum Fest Allerheiligen in Baġdād als Geiseln genommen. Heute heisst es in den Nachrichten, 42 davon sind zum Teil durch die Geiselnehmer, zum Teil während der Befreiungsaktion am Abend getötet worden, dazu sieben Sicherheitsbeamte.

Das Evangelium von Allerheiligen sind die Seligpreisungen (Mt 5,1-12a) aus der Bergpredigt Jesu:

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird gross sein.“

Was soll ich sagen im Angesicht der Nachricht der Ermordung so vieler Unschuldiger, nachdem sie vielleicht genau dieses Evangelium gehört haben? Was jetzt? Armut, Trauer, Gewalt, Durst nach Gerechtigkeit, wo bleibt die Barmherzigkeit? Und Frieden: Wo? Verheissung wider allen Augenschein: Euer Lohn im Himmel wird gross sein!?

Trauer und Unruhe befallen mich. Hunger und Durst nach Gerechtigkeit sprengen beinahe mein Herz. Wo ist das reine Herz, das Gott schaut?

Für den Frieden will ich nach Jerusalem laufen, gewaltlos, arm, durstig, hungrig, und – barmherzig.

Ein Strohhalm, ja, das Kreuz zum Festhalten – beinahe entgleiten sie mir: „Das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich harren: / Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, / sein Erbarmen ist nicht zu Ende. / Mein Anteil ist der Herr, sagt meine Seele, / darum harre ich auf ihn. / Gut ist es, schweigend zu harren / auf die Hilfe des Herrn.“ (Klgl 3, 22.24f)

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